Das Wort Fachkräftemangel ist wohl schon lange nicht mehr wegzudenken, wenn über die Entwicklung des Arbeitsmarktes gesprochen wird. Zwar gibt es keine Belege für einen allgemeinen Arbeitskräftemangel, es existiert jedoch eine Verknappung speziell an Fachkräften. Die Bundesagentur für Arbeit erhob 2022 Daten zu Engpässen, Arbeitslosigkeit und Bedarfen am Arbeitsmarkt und stellte fest, dass die Zahl der Engpassberufe auf einen Höchstwert gestiegen war. 200+ Berufe leiden an einem Engpass - offene Stellen können nur schwer besetzt werden. Über die Hälfte der 200 Berufsgattungen sind dabei Berufe auf Fachkräfte-Ebene. Im Vergleich sind etwa ein Viertel der Engpässe auf Spezialisten- und ein Fünftel auf Experten-Ebene zu verzeichnen. Es fehlt also wirklich an Fachkräften, und das vor allem in Pflegeberufen, medizinischen Gesundheitsberufen, Berufen des Handwerks sowie Bauberufen. Außerdem wurden Engpässe in Verkaufsberufen – vor allem im Lebensmittelhandel – im Gastronomieservice und bei Berufskraftfahrern beobachtet.
Die Ursache für den Mangel an Fachkräften ist vor allem auf den demografischen Wandel zurückzuführen. Die Geburtenrate in Deutschland sinkt, während sich geburtenstarke Generationen der Rente nähern. Das führt zu einem Anstieg an Stellen, die nicht besetzt werden können, und einem Rückgang an qualifiziertem Personal. Auch der Trend, dass nun viel mehr junge Leute studieren, anstatt eine Ausbildung zu absolvieren, hat negative Auswirkungen darauf. Die Folgen sind ebenso vielfältig wie schwerwiegend: Auftragsstau, Versorgungsengpässe, Belastung der Arbeitskräfte und der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit, der sich auf internationaler Ebene bemerkbar macht. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Achim Derck, schätzt, dass der Fachkräftemangel die Wertschöpfung um rund 90 Milliarden Euro bremst. Das entspricht etwa 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Problem des 'Fachkräftemangels' gilt es also zu beseitigen – dabei könnte Zeitarbeit einen entscheidenden Lösungsansatz darstellen.
Zeitarbeit ist unter einigen weiteren Begriffen bekannt: Leiharbeit, Arbeitnehmerüberlassung oder Personalleasing. Alle Begriffe beziehen sich dabei auf dasselbe - es handelt sich um eine Form der drittbezogenen Personalvermittlung. In der Zeitarbeit gibt es in der Regel drei Parteien, die zueinander im Verhältnis stehen. Eine Zeitarbeitsfirma (der Verleiher) übermittelt einem Kundenunternehmen (dem Entleiher) einen Zeitarbeiter, der für eine befristete Zeit dort arbeitet. Auch wenn der Zeitarbeiter seine Tätigkeiten beim Kunden verrichtet, ist er dauerhaft bei der Zeitarbeitsfirma, auch Personaldienstleister genannt, angestellt und kriegt von ihm sein Gehalt ausgezahlt. Arbeitnehmerüberlassung ist ein beliebtes arbeitsrechtliches Instrument und kommt vor allem bei Arbeitskräftemangel zum Einsatz. Kurzfristig kann es bei Auftragsspitzen eingesetzt werden, beispielsweise wenn die saisonale Nachfrage in einer Branche steigt. Aber Zeitarbeit wird auch langfristig angewandt, wenn es etwa krankheitsbedingte Ausfälle im Stammpersonal gibt oder Mitarbeiter in Elternzeit gehen. Die ausgeliehenen Zeitarbeiter weisen hierbei die erforderlichen Qualifikationen auf, die im Betrieb benötigt werden.
Entgegen der weit verbreiteten Annahme sind Zeitarbeiter nicht nur als Helfer, beispielsweise in der Produktion oder im Lagerwesen, einsetzbar. Die individuellen Qualifikationen, die Zeitarbeiter aufweisen, erstrecken sich über alle Anforderungsniveaus. Es können also Helfer, Fachkräfte, Spezialisten bis hin zu Experten vermittelt werden. Sie können an die offenen Arbeitsstellen übermittelt werden, die gerade am meisten benötigt werden. Ein Vorteil der Zeitarbeit ist die Flexibilität, die durch die kurzfristige Vermittlung von Arbeitskräften entsteht. Sollte ein Unternehmen einen Personalengpass feststellen, kann es bei einem Personaldienstleister eine Anfrage stellen und bekommt schnellstmöglich die benötigten Mitarbeiter überlassen. Das ermöglicht einen raschen Ausgleich von Arbeitskräftemangel, sodass der Betrieb einer Firma ohne großartige Schwankungen weitergeführt werden kann. Dabei werden Zeit und Kosten gespart, die für ein eigenes Recruiting aufgewendet hätten müssen. Das entlastet das HR-Team, das in Zeiten des Fachkräftemangels sowieso schon stark beansprucht wird.
Zeitarbeiter können kurzfristig einspringen, wenn sie gebraucht werden.. Das ist hilfreich, da unvorhersehbare Geschäftsvorfälle, sei es ausgefallenes Personal oder ein unerwartet hohes Arbeitspensum, ausgeglichen werden können. Doch Zeitarbeitsfirmen verleihen Arbeitnehmer nicht nur, sondern vermitteln sie auch dauerhaft weiter. Die Personalvermittlung ist mittlerweile nach der Arbeitnehmerüberlassung die zweitstärkste Umsatzquelle der meisten Personaldienstleister. Der Fachkräftemangel führt zu einem hohen Rekrutierungsdruck bei den Auftraggebern von Zeitarbeitsunternehmen. Der Vorteil einer Vermittlung über Zeitarbeitsfirmen besteht in der Qualifikation und Erfahrung der Arbeitskräfte.
Wenn ein Kundenunternehmen einen Zeitarbeiter beschäftigt, kann es sich nach Ablauf der Überlassungsdauer dazu entscheiden, den Arbeiter dauerhaft zu übernehmen. So kann sichergestellt werden, dass der Mitarbeiter auf fachlicher und persönlicher Ebene zum Unternehmen passt. Qualifizierte Fachkräfte werden am häufigsten übernommen. Die Betriebswirtin Ariane Durian und der Ökonom Markus-Oliver Schwaab sehen die Personaldienstleisterbranche als entscheidenden Faktor in der Lösung des Fachkräftemangels. „Einerseits [rekrutieren sie] zeitnah die passenden Fachkräfte, andererseits sind sie auch ein verlässlicher Partner bei der Integration von Menschen mit Vermittlungshemmnissen und von Menschen mit Migrationshintergrund.“ Die Zeitarbeit bietet vielen Bürgern einen vereinfachten Einstieg in die Berufstätigkeit. Dazu zählen zum Beispiel ältere Mitarbeiter, die trotz ihrer Erfahrung 'ausgemustert' werden, Menschen mit Behinderungen, die motiviert sind, aber am Arbeitsmarkt schlechtere Chancen haben, oder Wiedereinsteiger, die verpasste Entwicklungen schnell aufarbeiten könnten.
Qualifizierte Fachkräfte sind Mangelware. Zeitarbeitsfirmen kümmern sich nicht nur um die Überlassung ihrer Mitarbeiter, sondern auch um deren Weiterbildung. Das Angebot, das den Zeitarbeitern durch ihren Arbeitgeber ermöglicht wird, ist vielseitig. Neben dem Erwerb von Staplerführerscheinen oder Schweißerfachbriefen werden auch Kommunikationstrainings und SAP-Fachausbildungen angeboten. Davon profitieren sowohl die Angestellten, die ihr Portfolio erweitern können, als auch der Arbeitsmarkt, da die Zahl der qualifizierten Fachkräfte steigt. Der Gesamtverband der Personaldienstleister (GVP) bietet sowohl Präsenz- als auch Online-Seminare an, die Arbeitskräfte jeglicher Anforderungsniveaus ansprechen. Da diese dem Personaldienstleister als Fördermittel zur Verfügung stehen, muss nicht mehr nur der Arbeitgeber diese Investition tragen. Die Angebote werden aktiv genutzt – viele Zeitarbeitsunternehmen bilden Mitarbeiter und Zeitarbeitnehmer aus und weiter. Auch für Wiedereinsteiger oder ausländische Arbeitskräfte ist das eine tolle Gelegenheit, sich Wissen anzueignen oder bereits Erlerntes aufzufrischen.
Der Fachkräftemangel in Deutschland äußert sich in Personalengpässen in 105 Berufsgattungen, besonders stark im Pflege- und medizinischen Bereich. Er ist für Unternehmen, Angestellte und die Wirtschaft eine echte Belastung. Die Zeitarbeit, bei der Personaldienstleister einem Kundenunternehmen einen Mitarbeiter überlassen, stellt hier einen Lösungsansatz dar. Mitarbeiter können kurzfristig und flexibel an offene Stellen vermittelt werden. Es besteht die Möglichkeit, eine passende Arbeitskraft in die Festanstellung zu übernehmen, entweder direkt oder nach einem gewissen Zeitraum als Zeitarbeiter. Die Arbeitnehmer verfügen über die benötigten Qualifikationen und werden aktiv von ihrem Arbeitgeber weiter- und ausgebildet. Die Zeitarbeit ist also ein beliebtes Instrument, um den Arbeitskräftebedarf zu decken und den Fachkräftemangel zu bekämpfen.